Praxisneugründung mit Plan: Welche wirtschaftlichen Zielwerte Ärzt:innen bei der Niederlassung wirklich benötigen

Praxisgründung mit Durchblick: Welche KPIs, Kosten und Planwerte Ärzt:innen von Beginn an brauchen – für eine stabile, rentable und zukunftssichere Niederlassung.

9 Min. Lesezeit
20.11.2025

Chancen der Niederlassung im heutigen Gesundheitswesen

Eine eigene Praxis zu gründen ist ein großer und gleichzeitig sehr motivierender Schritt. Der ambulante Sektor entwickelt sich dynamisch weiter und bietet Ärztinnen und Ärzten vielfältige Möglichkeiten, ihre Versorgung selbstbestimmt und zukunftsorientiert zu gestalten. Neue Vergütungsmodelle, digitale Lösungen und ein wachsender Handlungsspielraum schaffen attraktive Perspektiven für die Niederlassung. Viele Leitfäden erläutern bereits die organisatorischen und administrativen Aspekte einer Gründung. Häufig fehlt jedoch die betriebswirtschaftliche Perspektive: Welche Kennzahlen unterstützen eine wirtschaftlich stabile Entwicklung, und wie lassen sich realistische Ziele von Beginn an definieren? Genau hier setzt dieser Artikel an und zeigt, wie Gründerinnen und Gründer ihre Praxis wirtschaftlich solide und datenbasiert aufstellen können.

Überblick über die Inhalte

Dieser Artikel fasst die wichtigsten wirtschaftlichen Grundlagen zusammen, zeigt die zentralen KPIs für Gründerinnen und Gründer von Praxen oder MVZs und erklärt, wie eigene Planwerte sinnvoll definiert werden können. Die Erkenntnisse basieren auf echten, anonymisierten Finanzdaten aus deutschen Arztpraxen, die MediPulse kontinuierlich erhebt und auswertet.

1. Die wirtschaftlichen Grundlagen einer Praxisgründung

Praxis als medizinischer und wirtschaftlicher Betrieb

Eine moderne Praxis ist heute sowohl medizinische Versorgungseinrichtung als auch wirtschaftlicher Betrieb. Für Gründerinnen und Gründer bietet das die Chance, ihre Praxis von Beginn an strukturiert und vorausschauend aufzubauen. Eine durchdachte Planung der Anfangsinvestitionen, der laufenden Kosten und einer ausreichenden finanziellen Reserve legt den Grundstein für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung und unterstützt einen erfolgreichen Start in die Niederlassung.

Startkosten und Kapitalbedarf

Der durchschnittliche Kapitalbedarf einer hausärztlichen Praxisgründung liegt zwischen 150.000 und 300.000 Euro. Je nach Fachrichtung - etwa bei radiologischen, augenärztlichen oder gynäkologischen Praxen - kann der Finanzierungsbedarf deutlich höher ausfallen. Zu den typischen Investitionen gehören Geräte, Einrichtung, IT-Hardware, Praxissoftware, Versicherungen und Beratungsleistungen wie Steuerberatung.

Darüber hinaus braucht jede Neugründung eine ausreichende Liquiditätsreserve. Empfohlen werden mindestens drei, besser sechs Monatsfixkosten. Da die KV-Abrechnung zeitverzögert und die vollständige Auszahlung erst im übernächsten Quartal erfolgt, ist ein stabiler Liquiditätspuffer insbesondere im ersten Jahr entscheidend.

Laufende Kosten sicher kalkulieren

Die aktuellen MediPulse-Daten zeigen eine deutliche Kostensteigerung in deutschen Arztpraxen. Zwischen 2021 und 2023 wuchsen die Betriebskosten um zwölf bis fünfzehn Prozent, während die Umsätze nur moderat um etwa acht bis zehn Prozent zunahmen. Dieser Trend führt zu sinkenden Gewinnmargen und unterstreicht, wie wichtig eine konservative Planung ist.

Was zu den laufenden Kosten gehört

Laufende Kosten umfassen Miete, Energie, Wartungsverträge, Versicherungen, IT- und Infrastrukturkosten sowie Gehälter. Auch wenn Personalkosten der größte Einzelposten sind, stehen hier vor allem die wirtschaftliche Gesamtschau und die langfristige Planung im Mittelpunkt.

2. Die wichtigsten KPIs für Praxisgründerinnen und Praxisgründer

Warum KPIs für Gründer entscheidend sind

Eine solide Finanzierung und ein guter initialer Plan bilden eine wichtige Grundlage für jede Praxisgründung. Langfristiger Erfolg entsteht jedoch vor allem dann, wenn die wirtschaftliche Entwicklung kontinuierlich beobachtet und aktiv gesteuert wird. Entscheidend ist, die richtigen Kennzahlen in Echtzeit im Blick zu behalten. Die folgenden KPIs sind zentral für eine wirtschaftlich tragfähige Praxisgründung:

Umsatz pro Jahr und pro Quartal

Dieser ergibt sich aus der erwarteten Patientenzahl, dem behandelten Leistungsspektrum und dem durchschnittlichen Fallwert. MediPulse-Daten zeigen, dass technikintensive Fachrichtungen höhere Erlöse pro Fall generieren als die sprechende Medizin. Die Orientierung an Fachrichtungs-Benchmarks ist daher eine wichtige Grundlage für realistische Planwerte.

Gewinnmarge

Die Gewinnmarge zeigt die Wirtschaftlichkeit einer Praxis. Ihre reale Höhe ist je nach Fachrichtung, Praxisstruktur und Abrechnungsanteil sehr unterschiedlich und lässt sich nur zuverlässig bewerten, wenn alle Kosten berücksichtigt werden. Oft ist aber weniger eine fixe Prozentzahl, sondern die Entwicklung über die Zeit entscheidend: Eine stabile oder steigende Marge zeigt, dass Kosten und Umsatz in einem gesunden Verhältnis stehen. Laut einer aktuellen MediPulse-Analyse stehen die Margen strukturell unter Druck. Eine vorsichtige, realistische Zielsetzung hilft Gründerinnen und Gründern, wirtschaftliche Risiken früh zu erkennen und Engpässe zu vermeiden.

Fixkosten pro Monat

Sie bilden die wirtschaftliche Untergrenze, die unabhängig von der Patientenzahl gedeckt werden muss. Diese Kennzahl ist entscheidend für die Bestimmung des Mindestumsatzes, die eine Praxis erzielen sollte. Zu den Fixkosten zählen unter anderem Miete, Versicherungen, IT- und Infrastrukturkosten sowie Gehälter, die unabhängig von der Auslastung anfallen. Eine genaue Kenntnis dieser monatlichen Verpflichtungen hilft Gründerinnen und Gründern dabei, finanzielle Engpässe frühzeitig zu erkennen und sicherzustellen, dass ausreichend Liquidität für unerwartete Entwicklungen vorhanden ist.

Liquiditätsreichweite

Sie beschreibt, wie lange eine Praxis ihre laufenden Fixkosten decken kann, wenn die tatsächlichen Umsätze zeitweise unter den Erwartungen liegen. Generell sollten mindestens drei Monate Liquiditätspuffer eingeplant werden, damit Schwankungen oder Anlaufphasen gut abgefedert werden können. Für Neugründungen sind sechs Monate ein sinnvoller Wert, da Patientenzahlen, Prozesse und Abläufe im ersten Jahr erfahrungsgemäß noch nicht stabil sind und sich erst entwickeln müssen. Ein ausreichend großer Puffer schützt im Ernstfall außerdem davor, kostspielige Überziehungszinsen auf dem Kontokorrent in Anspruch nehmen zu müssen.

Privatanteil und Zusatzleistungen

Diese Werte variieren erheblich zwischen den Fachrichtungen. Während beispielsweise Allgemeinmedizin und Neurologie überwiegend GKV-basiert arbeiten und Privatanteile von 10 bis 15 Prozent aufweisen, erzielen viele fachärztliche Disziplinen deutlich höhere Privatumsätze. Fachrichtungen wie Augenheilkunde, Orthopädie, Dermatologie, Chirurgie oder Urologie erreichen regelmäßig Privatanteile zwischen 40 und über 50 Prozent. Praxen mit einem vergleichweise hohen Privatanteil erzielten in den MediPulse-Daten stabilere Margen. Da die reale Patientenstruktur jedoch erst im Betrieb sichtbar wird, sollten Planwerte konservativ gesetzt werden. Als Hebel können hier das Angebot von Zusatzleistungen (z.B. IGeL) und Selektivverträgen (wie die hausarztzentrierte Versorgung) eingesetzt werden.

3. Wie Gründerinnen und Gründer finanzielle Stabilität langfristig sichern

Drei Schritte für eine erfolgreiche wirtschaftliche Steuerung

Eine erfolgreiche Praxisgründung endet nicht mit der Eröffnung. Entscheidend und für den langfristigen Erfolg kritisch ist, wie sich eine Praxis in den ersten Jahren wirtschaftlich entwickelt. Dazu gehören drei Elemente: transparente Planung, konsequente Überwachung und flexible Anpassung.

Planung

Planung bedeutet, Kennzahlen bewusst zu setzen und auf realistischen Annahmen aufzubauen.

Überwachung

Überwachung bedeutet, diese Werte kontinuierlich zu überprüfen und Abweichungen sichtbar zu machen.

Anpassung

Anpassung bedeutet, auf Veränderungen bei Kosten, Patientenvolumen oder Anforderungen des Versorgungsalltags flexibel reagieren zu können.

Unterstützung durch datenbasierte Tools

Datenbasierte Tools wie MediPulse erleichtern diesen Prozess erheblich, da sie Entwicklungen automatisch visualisieren und systematisch aufbereiten.

4. Wie MediPulse Praxisgründerinnen und Praxisgründer unterstützt

Transparenz von Anfang an

MediPulse unterstützt Neugründungen durch eine klare Darstellung der wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen. Mit den neuen Planwerten können Gründerinnen und Gründer von Arztpraxen und MVZs aller Fachrichtungen genau und individuell festlegen, wie sich ihre Praxis entwickeln soll. Die Plattform zeigt anschließend transparent, wie nah die tatsächlichen Zahlen an den eigenen Zielen liegen.

Grundlage für professionelle Entscheidungen

MediPulse erleichtert damit nicht nur die eigene wirtschaftliche Planung, sondern schafft auch eine zuverlässige Grundlage für Gespräche mit Banken, Steuerberaterinnen oder Partnern – sodass Sie sich künftig auf echte Zahlen und nicht auf ein bloßes Bauchgefühl stützen können.

Wirtschaftlich starten – erfolgreich wachsen

Eine Praxisgründung ist ein komplexes Vorhaben, das neben medizinischer Expertise auch wirtschaftliches Verständnis verlangt. Klare KPIs, realistische Planwerte und eine kontinuierliche Überwachung der wirtschaftlichen Entwicklung sind entscheidend für einen erfolgreichen Start. Die Analysen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass Kosten schneller steigen als Umsätze. Eine vorausschauende Planung ist daher wichtiger denn je.

Erfolgreiche Niederlassung mit MediPulse

MediPulse bietet Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, ihre Praxisentwicklung von Beginn an datenbasiert zu steuern. Mit dem Planwert-Feature lassen sich wirtschaftliche Ziele klar festlegen und professionell verfolgen. So entsteht eine stabile Grundlage für eine erfolgreiche und nachhaltige Niederlassung.

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