Zwischen Kassenpatienten, Privatabrechnung und Personalkosten: Was Praxiserfolg und Umsatz wirklich beeinflusst
Professionelles Praxis- und MVZ-Controlling: Durchblick bei GKV, GOÄ, IGeL & Personalkosten – für stabile Erträge trotz steigender Kosten, Fachkräftemangel und Wettbewerb.


Zwischen Kassenpatienten, Privatabrechnung und Personalkosten: Was Praxiserfolg und Umsatz wirklich beeinflusst
Wirtschaftlicher Druck nimmt zu
Arztpraxen und MVZs in Deutschland stehen zunehmend unter wirtschaftlichem Druck. Steigende Personalkosten, eine wachsende administrative Belastung und stagnierende Vergütungen im GKV-System führen dazu, dass viele Praxisinhaber:innen und Ärzt:innen die Wirtschaftlichkeit ihrer Praxis in Frage stellen. Gleichzeitig zeigen Analysen von MediPulse, dass sich die Umsatz- und Ertragsstrukturen je nach Fachrichtung deutlich unterscheiden und dass die Zusammensetzung der Patient:innen zwischen Kassen- und Privatversicherten dabei eine zentrale Rolle spielt.
Zentrale Fragen für Praxissteuerung
Doch wie genau beeinflusst die Patientenstruktur den wirtschaftlichen Erfolg einer Praxis? Welche Rolle spielen Zusatzleistungen wie IGeL (individuelle Gesundheitsleistungen) oder Hausarztverträge (HZV)? Und wie wirken sich steigende Personalkosten auf den Gewinn aus? Dieser Artikel gibt einen datenbasierten Einblick und Tipps, um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
Unterschiedliche Honorarsysteme und unterschiedliche Realitäten
GKV und GOÄ im Vergleich
Das deutsche Honorarsystem ist zweigeteilt: Während Leistungen bei gesetzlich versicherten Patient:innen (GKV) nach festen Punktwerten vergütet werden, können bei Privatpatient:innen die in der GOÄ festgelegten Sätze individuell durch Faktorisierung bis zu 3,5-fach gesteigert werden. Regelmäßig wird bei Privatversicherten mit dem Faktor 2,3 abgerechnet. Dadurch entstehen teils gravierende wirtschaftliche Unterschiede zwischen Praxen, die primär GKV-Patient:innen behandeln, und solchen mit einem hohen Anteil an Privatversicherten.
Unterschiede zwischen Fachrichtungen
Laut unseren MediPulse Analysen basiert der durchschnittliche Praxisumsatz in vielen Fachrichtungen zu rund 70% auf GKV-Leistungen. Fachgebiete wie Dermatologie, Augenheilkunde oder Orthopädie weisen einen vergleichweise niedrigen GKV-Anteil von rund 50% auf, rechnen also durchschnittlich einen höheren Anteil an Privatversicherten und/oder individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) ab.
Auswirkungen auf Entwicklungsmöglichkeiten
Diese strukturellen Unterschiede bestimmen nicht nur den Umsatz, sondern auch die Investitions- und Entwicklungsmöglichkeiten einer Praxis. Eine Hausarztpraxis mit 95 % GKV-Anteil kämpft mit völlig anderen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als eine Facharztpraxis mit 40 % Privatpatient:innen.
Umsatzquellen im Wandel: Privatabrechnungen im Vormarsch
Steigende private Anteile
Die MediPulse-Daten zeigen, dass der Anteil der privaten Abrechnung in fast allen Fachbereichen in den letzten Jahren teils signifikant gestiegen ist, insbesondere in Fachrichtungen mit wachsendem Angebot an Zusatzleistungen. Während in der Allgemeinmedizin der Privatanteil meist unter 15 % liegt, kann er in der Dermatologie oder Augenheilkunde bei über 40 %.
Einfluss von IGeL und Selektivverträgen
Diese Entwicklung und der Unterschied zwischen den Fachrichtungen ist nicht allein durch Versicherungsstrukturen erklärbar, sondern auch durch das gezielte Angebot von IGeL-Leistungen und die Teilnahme an speziellen Selektiverträgen wie beispielsweise der hausarztzentrierten Versorgung (HZV). Durch festgesetzte Pauschalen und einer von der GKV losgelösten Abrechnung können HZV-Verträge gerade bei Chronikern (wirtschaftlich) sinnvoll sein und Patient:innen können von der zentrierten Versorgung profitieren.
IGeL und HZV: Zusätzliche Umsatztreiber
Bedeutung von IGeL-Leistungen
IGeL-Leistungen sind medizinische Leistungen, die nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten sind, aber auf Wunsch der Patient:innen privat abgerechnet werden. Dazu gehören etwa Ultraschalluntersuchungen, Hautkrebsscreenings, Reisemedizin oder Vorsorgeuntersuchungen.
Ökonomische Relevanz nach Fachgruppe
Nach Schätzungen des IGeL-Monitors liegt der IGeL-Umsatz aller Arztpraxen in Deutschland bei mindestens 2,4 Milliarden Euro. Dabei ist der Umsatz mit IGeL pro Praxis abhängig von Fachrichtung und Patientenstruktur. Besonders aktiv sind hier Augenärzt:innen, Gynäkolog:innen und Orthopäd:innen, die zusammen bereits ca. 1,5 Milliarden Euro durch die Abrechnung von IGeL umsetzen.

Chancen und Herausforderungen der HZV
Ein zweiter Faktor ist die Teilnahme an Hausarztverträgen (HZV, hausarztzentrierte Versorgung), die vor allem in der Allgemeinmedizin eine wachsende Rolle spielen. Praxen, die in HZV-Programmen eingebunden sind, profitieren von stabileren Pauschalen und teils höheren Scheinwerten. Der lukrativeren Vergütung und teils besseren Versorgung der Patient:innen steht jedoch ein erhöhter Verwaltungsaufwand bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten entgegen. Die Entscheidung darüber, ob die Teilnahme am HZV-Programm für Ihre Patient:innen und Sie sinnvoll ist, muss deshalb genau abgewägt und im Einzelfall entschieden werden.
Steigende Kostenstruktur und Personaldruck
Personal als größter Kostenblock
Während die Einnahmenseite in vielen Praxen stagniert oder nur moderat wächst, steigen die Kosten deutlich an – insbesondere im Bereich Personal. Laut MediPulse Daten haben sich die Personalkosten in den letzten drei Jahren im Schnitt um 10–15 % erhöht.
Ursachen steigender Personalkosten
- Fachkräftemangel: Medizinische Fachangestellte (MFA) sind schwer zu finden. Um gute Kräfte zu halten, müssen Praxen höhere Gehälter zahlen.
- Mehr Verwaltungsaufwand: Digitalisierung, Dokumentationspflichten und Abrechnung erfordern zusätzliche Stunden, die oft von höher qualifiziertem und speziell geschultem Personal erbracht werden müssen.
Entwicklung der Personalzahlen
Verschiebung der Personalrelationen
In vielen Praxen hat sich das Verhältnis zwischen medizinischem Personal und Ärzt:innen verschoben. Während 2021 in einer durchschnittlichen Hausarztpraxis etwa 2,3 MFA pro Ärzt:in beschäftigt waren, liegt der Wert 2023 bereits bei 3,1 – Tendenz steigend.
Steigende Sachkosten
Parallel dazu nehmen auch die Sachkosten zu: Energie, verschiedene Softwares, Verbrauchsmaterialien und Mieten sind in den letzten Jahren ebenfalls spürbar teurer geworden. In der Folge liegt der durchschnittliche Kostenanteil am Umsatz mittlerweile bei über 65 %, in manchen Fachrichtungen sogar über 70 %.
Fazit
Mehr Steuerung, mehr Transparenz
Die wirtschaftliche Stabilität ärztlicher Praxen hängt heute stärker denn je von der Patientenstruktur, der Honorierungssystematik und der Kostenkontrolle ab. Der wachsende Personaldruck und die steigenden Betriebskosten verschärfen die Lage vieler Fachrichtungen, insbesondere dort, wo der Privatanteil gering ist. Besonders hier ist es notwendig, die wichtigsten Kennzahlen kontinuierlich und nicht nur zum Quartalsende im Blick zu haben, Zielwerte zu setzen und diese mit strategischen Maßnahmen zu verfolgen. Die Arztpraxis von morgen muss sich digitaler aufstellen und an gesundheitspolitische Veränderungen anpassen. Doch wir von MediPulse wissen: Schon heute müssen Praxen wissen, wo sie finanziell stehen, um erfolgreich zu sein.
Unsere Handlungsempfehlungen für Ihre Praxis/MVZ
Empfehlungen kompakt
- IGeL-Leistungen und HZV-Verträge bieten Chancen zur Diversifizierung, erfordern aber gezieltes Management.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über verfügbare HZV-Verträge und sprechen Sie passende Patient:innen regelmäßig und gezielt an. Erstellen Sie ein IGeL-Programm, das zu dem Angebot Ihrer Praxis passt und verknüpfen Sie bestimmte Leistungen/Diagnosen mit ergänzenden IGeL. Besonders von IGeL im Bereich der erweiterten Vorsorge profitieren Arzt und Patient gleichermaßen. - Der Privatanteil bleibt ein zentraler Erfolgsfaktor für stabile Gewinne.
Orientieren Sie sich dabei an dem durchschnittlichen GKV-/Privatanteil für Ihre Fachgruppe. - Eine kennzahlenbasierte Zielsetzung und ein granularer Überblick über die finanzielle Situation ist fundamental wichtig.
Nutzen Sie dafür die Statistik-Funktion Ihres PVS (Praxisverwaltungssystems) oder die Echtzeit-Analysen von Programmen wie MediPulse.
Mehr Transparenz mit MediPulse
Mehrwert durch digitale Steuerung
Praxen, die ihre Prozesse digitalisieren, Zusatzleistungen sinnvoll integrieren und datenbasiert steuern, haben die besten Chancen, langfristig erfolgreich zu bleiben.
MediPulse unterstützt Ärzt:innen und Praxismanager:innen dabei, wirtschaftliche Kennzahlen zu verstehen, Trends zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Mehr erfahren unter www.medipulse.de – oder buchen Sie hier einen Termin zur kostenlosen Demo.
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